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Auslaugungen

Kalkauslaugungen

Bei neu errichteten Ziegelfassaden kommt es gelegentlich vor, dass sich weißliche Ablagerungen nach der Fertigstellung insbesondere an den Gebäudewetterseiten abzeichnen. Der Ursprung dieser weißlichen Ablagerungen liegt stets in den Mörtelfugen. Sie treten fast ausnahmslos bei solchen Ziegelfassaden auf, bei denen die folgenden zwei Voraussetzungen erfüllt sind:

 

  • Die Ziegelfassade besteht aus hart gebannten Klinkersteinen mit sehr niedrigen Wasseraufnahmefähigkeiten.
  • Die Ziegelfassade wurde „nachträglich“  mit einem Fugenmörtel verfugt.

Bei den weißlichen Ablagerungen an neu errichteten Ziegelfassaden handelt es sich um Kalkablagerungen, welche ausschließlich aus mangelhafter Einstellung und/oder  Verarbeitung des Fugenmörtels resultieren. Dieser Vorgang wird bei den mit zementhaltigem Fugenmörtel hergestellten Ziegelverblendschalen immer dann beobachtet, wenn der Fugenmörtel nicht fachgerecht eingebracht wird.

Bei unsachgemäßer Verarbeitung des Fugenmörtels kann die für die Festigkeit des Mörtels ausschlaggebende Hydratation des Zementmörtels nicht vollständig ablaufen. Bei einer verzögerten Hydratation besitzt der Fugenmörtel zunächst eine hohe Porosität, wodurch das Eindringen des Regenwassers in die Wandkonstruktion ermöglicht wird. Das auf diese Weise eingedrungene Regenwasser führt zur Auswaschung von Kalkhydrat (Ca(OH)2) aus den Mörtelfugen. Da Ca(OH)2 im Überschuss im Gefüge des Zementmörtels vorliegt, wird beim Kontakt des Mörtels mit Wasser immer wieder Calciumhydroxid nachgelöst. Hierbei ist zu beachten,  dass aus 1 kg Zement bei vollständiger Hydratation ca. 250 bis 300 g Ca(OH)2 als Nebenprodukt freigesetzt werden.

Das Regenwasser sorgt zugleich dafür, dass eine Nachhydratation des Zementes stattfindet und sich die Poren verstopfen. Nach diesem Vorgang nimmt die Porosität des Mörtels an der Mauerwerksoberfläche stark ab, weshalb die Gefahr von neuen Auslaugungen auf ein Minimum reduziert wird.
Das Erhärten des Kalkhydrats im Mörtel ist ein langsamer Vorgang, der im Laufe der Jahre durch die Reaktion mit der atmosphärischen Kohlensäure voranschreitet. Bei dem als sogenannte „Carbonatisierung“ bekannten, chemischen Prozess entsteht das praktisch unlösliche  Calciumcarbonat (CaCO3), welches für Festigkeitszunahme des Mörtels maßgebend ist.